1587 - 1597 Die durchschnittliche Floßleistung auf der Göltzsch wird für diese Zeit mit jährlich 816 Klafter (2.700 m3) Scheitholz angegeben und liegt deutlich unter den Erwartungen der Floßverantwortlichen. Man ist sich bereits im Klaren darüber, dass der obere Floßgraben allein nicht ausreicht und ein zweiter Graben benötigt wird, mit dem auch die ausgedehnten Wälder weiter muldenabwärts erschlossen werden können.
1590 – 1598 In diesen Jahren erfolgten Voruntersuchung, „Abwägung“* und Bau des „Neugrabens“, dem hier sichtbaren unteren Floßgraben, der unterhalb vom „Grabenhaus“ und dem Zusammenfluss von Roter und Weißer Mulde begann und über die heutige Hammerbrücker und Friedrichsgrüner Flur und den „Großen Riß“ zur Roten Göltzsch führte.
* „Abwägung“ und Bau dieses Grabens sowie die Flößerei auf der Roten Göltzsch sind auf der Tafel „Der untere Floßgraben“ beschrieben, die sich in Fließrichtung etwa 500 m nördlich von hier befindet.
1591 Parallel zur „Abwägung“ des geplanten „Neugrabens“ legte man zur Verbesserung der Floßbedingungen des oberen Grabens erste Floßteiche an, und zwar nahe der Quelle der Weißen Mulde bei Kottenheide den „oberen Muldenteich“ und im Quellgebiet der Roten Mulde den „Neuwaldteich“.
1604 Die für dieses Jahr bezeugten schweren Unwetter richten auch ausgiebige Schäden am oberen Floßgraben an, insbesondere im Steilstück „...do der Graben übern Berck in die Göltzsch feldt ...“, also im Bereich der heutigen „Rißfälle“. Peter Ficker benennt an anfallenden Reparaturkosten unter anderem „...6 fl. (Florentiner Gulden) den Berckleutten und handt arbeiter und 1 ½ fl. vor Eisern gezeuge ...“.
1610/1611 Der untere Floßgraben wird an seinem Abzweig von der Mulde in östlicher Richtung durch den „Silbergraben“ in Verbindung mit „Silberwehr“ und „Silberteich“ erweitert. Gleichzeitig entstehen im Einzugsgebiet der Weißen Mulde der „Neuteich“ (im Stauraum der heutigen Talsperre) und der „Sauteich“ am Saubach.
1630 – 32 Die Errichtung des „Kiel-Floßgrabens“ als letztem Hauptgraben fällt mitten in die Zeit des „Dreißigjährigen Krieges“ (1618-1648), was nur deshalb möglich ist, weil Sachsen bis 1632 weitestgehend von den unmittelbaren Kriegswirren verschont bleibt. Finanzierung und Erbauung obliegen einem viergliedrigem Konsortium unter Leitung von Jobst Christoph Römer, dem damaligen Churfürstlichen Oberforstmeister und Oberaufseher der „Saale- und Elster-Flöße“. Am 10.Mai 1630 beginnt der Markscheider Hanns Brandt aus Freiberg mit Wasserwage, Wagestäben und sonstigen Instrumenten vom Ursprung des „Lautteren Seifen“ aus (Quelle des Steinbaches südlich von Mühlleithen auf der Südseite des Kammes), 5 Tage lang den Graben an den steilen Südhängen des Kiels „abzuwägen“.**
** Unterstützung erhält er vom damaligen Floßmeister Hans Abel Ficker (Sohn Peter Fickers) und dem Falkensteiner Bürgermeister Hannß Heroldt. Da er aber an der Wasserscheide Eger / Mulde zu hoch über dem Sauteich ankommt, muss er am 19. Mai nochmals in umgekehrter Richtung „verwägen“, indem er die „Wage“ über dem Sauteich „… umb ein gut theil tieffer …“ anschlägt. Nun ist der Grabenverlauf mit einer Länge von 850 Schnuren = ca.7,15 km gefunden. Der Bau der Anlage beginnt 1631, und trotz großer Schwierigkeiten durch das „abhängige“ und „wasserfällige“ Gelände sowie durch hinderliche „Steinfelsen“ und auch wegen des hohen Dammes des Floßteiches am Grabenbeginn beim „Lautteren Seifen“ ist besagter Floßteich bereits 1631 und die gesamte Grabenanlage 1632 fertig.
1633 Beginn der Flößerei auf dem neuen Graben, wobei man offensichtlich aus den Schwierigkeiten in den „Rissen“ der anderen Floßgräben gelernt hat. Im Steilstück zwischen Wasserscheide und Saubach werden nun zwei parallele Gräben angelegt, wobei jeweils einer beflößt und der andere ausgeräumt wird. Nur so lässt sich heute der sichtbare „doppelte Saubach-Riß“ erklären. Der verbleibende Höhenunterschied zum Saubach wird mittels einer hölzernen „Floßrutsche“ überwunden, danach wird die Flöße vom Sauteich unterstützt.
1862 Nachdem die hiesigen Floßgraben-Anlagen noch durch einige weitere Floßteiche ergänzt worden waren, kam es zur Einstellung der „Elsterflöße“ aufgrund des Baus der sehr viel wirtschaftlicheren Eisenbahn. Mit dem späteren Bau der Bahnlinie zwischen Falkenstein und Schöneck wurde auch ein Großteil des oberen Floßgrabens zerstört.
1920 – 25 Der Bau der Talsperre Muldenberg führt dazu, dass der interessanteste Abschnitt der Floßanlagen im Kreuzungsbereich der Zwickauer Mulde entweder im Bereich der Staumauer zerstört oder innerhalb des Stausees unter Wasser gesetzt wird.
1985 Der „Kiel-Floßgraben“, der inzwischen sein Wasser aus dem Einzugsgebiet der Eger der Talsperre Muldenberg zuführt, wird mit einer Kunststoff-Flutrinne restauriert. Damit ist er heute der noch besterhaltene Graben des hiesigen Floßgrabensystems.
Zusammengestellt von Rainer Schwalbe (Stand März 2015)